Kinder sind undankbar
Kinder sind laut, immer dreckig, machen viel Arbeit und sind sowieso ungezogen, um nicht zu sagen: Von Grund auf böse. „Das ist doch nichts Neues“ wird der geneigte Leser denken, und wie Recht er damit hat! Aber diese neue Erkenntnis, die sich mir erschlossen hat, weitet die Dimension der Unzulänglichkeiten noch um ein weiteres Kapitel auf und macht es für mich noch einmal mehr unbegreiflich, warum man sich freiwillig mit Kindern umgibt wenn nicht sogar eigene hat: Kinder sind nämlich auch undankbar!
Das Setting
Kürzlich hatte Klaus-Günther Maurice von den Meiers nebenan Geburtstag.
Das bedeutet, dass das mit Kindern verseuchte Nachbarhaus (sie haben insgesamt vier davon - offenbar mit voller Absicht!) noch mehr Lärm produziert hat als ohnehin schon. Doch dieser Geburtstag sollte alles bislang dagewesene toppen: Neben dem Krach intoleranter, tobender Kinder (sie tolerieren wirklich in keinster Form die Ruhebedürfnisse ihrer Nachbarn!) sollte sich der Hauptakteur des nachmittäglichen Kindergeburtstages als absolute Heulsuse entpuppen, der mit seinem zunehmend wütenden Geschrei alles andere in den Schatten stellte.
Was war passiert?
Offenbar war der kleine Bengel mit den dargebrachten Opfergaben nicht zufrieden und hat das in Relation zu den eintreffenden Gästen und Geschenken mit überpoportional steigender Lautstärke kund getan - was mich zum Leitsatz dieses Beitrags gebracht hat: Kinder sind undankbar! Anstatt sich darüber zu freuen kostenfrei Spielsachen ins Haus gebracht zu bekommen werden die Mäuler der geschenkten Gäule genauestens inspiziert und mit der eigenen Erwartungshaltung abgeglichen.
Dass ich zuvor zufällig bei einem namhaften Spielwarenmassengroßgeschäft vorbeigekommen bin hat mit dieser geburtstäglichen Eskalation mit Sicherheit nichts zu tun. Schließlich war es nicht vorhersehbar, dass ich bei dem Streifzug durch die Lokalität auf einer Geburtstagskiste die Aufschrift „KGM Meier“ entdeckt habe und diese gleichbedeutend mit dem Namen von Nachbars Sprößling sein sollte. So viele Kinder heißen „KGM“, und Meier ist schließlich ein Allerweltsname, also….
Es könnte natürlich aus Versehen passiert sein, dass im Vorbeigehen aus der Kiste das ein oder andere Wunsch-Präsent herausgefallen ist - oder unbeabsichtigt die ein oder andere Spielware… nun ja… ihren Weg hinein gefunden hat…
Und was war wirklich passiert?
Ach, was soll's: Die Blagen von heute sollen sich mal wieder daran gewöhnen, dass nicht alles vorherbestimmbar ist. Hallo?! Das Wort „Überraschung“ kommt von „überraschen“! Und die Überraschung ist doch schließlich das, was so einen Geschenke-Marathon ausmacht! Wie sollen sich die Kinder an Geschenken erfreuen, wenn sie vorher schon wissen, was sie bekommen werden!
Ich habe KGM nur einen Gefallen getan.
Also flugs den Inhalt der Kiste (Nachbildungen von panzerbrechenden Granaten, ekeliger Spiel-Schleim, lautstarke batteriebetriebene Kampf-Roboter, …) in die umliegenden Kisten verteilt (Ansgar Sören und die zweijährige Marie Louisa werden ebenso überrascht sein wie KGM!) und dann erstmal leises … ääh, pädagogisches … Spielmaterial gesammelt: Eine Barbie-Puppe, Knete, ein fünfteiliges Puzzle, „Mein erstes Knisterbuch“, …
Offenbar ist die Überraschung angekommen und KGM hat was für's Leben draus gelernt.
Gern geschehen!
Diskussion